Eine Minute, eine Stunde, eine Woche - für meine Tochter ist das alles einerlei. Manchmal verwechselt sie die Begriffe gestern und morgen. Eigentlich beneidenswert: Zeit spielt für sie absolut keine Rolle. Termine? Hat sie nicht, sie ist ja auch erst 6 Jahre alt. Mit dem Lotterleben ist es aber bald vorbei, denn ab Spätsommer geht sie in die Schule. Deshalb wird es jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Zeit, ihr das Konzept der rasenden Stunden und Tage näher zu bringen. Schulkinder brauchen eine eigene Uhr. Aber was für eine? Wir haben in den vergangenen Wochen eine Kinder-Smartwatch getestet - die Xplora XGo2 mit GPS.
Autor: Sebastian Priggemeier
Wie gut ist die Telefon-Uhr für Kinder?
Warum gerade eine Smartwatch? Naja, auch weil Papa eine hat. Meine Apple Watch blinkt, piepst und vibriert, Mamas Gesicht erscheint auf dem Display, wenn sie anruft. So ein Blink-Ding fürs Handgelenk wollte meine Tochter auch - logisch! Ein schneller Check im Internet zeigte: Es gibt mittlerweile diverse smarte Uhren für Kinder - mit Telefon-Funktion, GPS-Tracking und allem Zipp und Zapp. Ein interessantes Modell ist die Xplora XGo2*, die in Online-Shops viele gute Bewertungen bekommen hat, aber immerhin knapp 120 Euro kostet (UVP). Ob sie ihr Geld wert ist? Vergleichbare Smartwatches gibt es schon ab 50 Euro, dabei handelt es sich - aus meiner Sicht - jedoch eher um China-Ware. Von der XGo2 erwarte ich mehr.
Die Firma Xplora wurde 2016 vom Norweger Sten Kirkbak gegründet, der selbst vier Kinder hat. Sein Ziel: Kindern einen sicheren Einstieg in das digitale Leben ermöglichen, beispielsweise durch einen Fokus auf Datenschutz. Die Xplora-Smartwatch ist DSGVO-konform. Nachrichten, Bilder und Anrufe von der Uhr werden verschlüsselt übertragen.
Xplora XGo2: Der erste Eindruck
Eine Uhr, mit der man telefonieren und Sprachnachrichten verschicken kann - für die aber kein Handy nötig ist. Das ist schon praktisch, denn meine Tochter ist noch zu jung für ein eigenes Handy. Ok, wahrscheinlich ist sie mit ihren sechs Jahren auch noch zu jung für eine Handy-Uhr, aber sie kommt demnächst in die Schule und kann jetzt schon etwas damit üben (empfohlen wird das Modell für Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren). Das Handling ist intuitiv. Zumindest hatte meine Tochter beim Auspacken der Uhr keine Berührungsängste, auch das Anlegen, Anschalten und Einrichten klappte direkt problemlos (mit Papas Hilfe). Fürs Telefonieren ist eine SIM-Karte notwendig, die nicht im Lieferumfang enthalten ist. Prepaid-Karten gibt es ab 5 Euro bei Amazon*.
Mein erster Gedanke beim Hands-on: Wow, die Uhr hat aber ein ordentliches Gewicht! Genau 54 Gramm bringt die Xplora XGo2 auf die Küchenwaage. Zum Vergleich: Meine Apple Watch wiegt 40 Gramm. Allerdings hat die auch ein leichteres Armband.
✅ extrem stabil konstruiert
✅ GPS integriert
❌ relativ schwer
Die Xplora XGo2 fühlt sich hochwertig an, trotzdem ist sie schon ein ziemlicher Klotz am zierlichen Kinderarm. Das Armband besteht aus weichem Kunststoff. Auch das fühlt sich gut an und es lässt sich stabil am Handgelenk befestigen. Lenes Arm ist noch sehr schmal, aber das Armband hat die richtige Länge und genügend Stanzungen, um den Umfang anzupassen.
Die wichtigsten Funktionen der Xplora XGo2
- Uhrzeit anzeigen (verschiedene digitale Ziffernblätter wählbar)
- Textnachrichten, Sprachnachrichten und Emojis empfangen und versenden
- Telefonate mit bestimmten Kontakt-Personen führen
- Fotos machen (4 GB Speicherplatz vorhanden)
- Schrittzähler/Activity-Tracker
- SOS-Button für Notfall-Nachrichten
- Standort-Ermittlung über die Xplora-App
- Stoppuhr
- Taschenlampe
Xplora XGo2 im Test: Womit wir absolut nicht gerechnet hatten
Klar, mit der Uhr kann man telefonieren, chatten und Fotos machen - aber eine Funktion war für Töchterchen Lene der Hit und für uns ein absoluter Gamechanger. Die Stoppuhr!
Eigentlich unglaublich. Bei allem, was die Hightech-Uhr kann, überzeugt vor allem die gute, alte Stoppuhr. Warum? Eines Morgens waren wir (mal wieder) sehr spät dran. Das Anziehen für die Kita lief schleppend. Da kam meine Frau auf die geniale Idee, beim Anziehen die Zeit zu stoppen - und zwar mit Hilfe der neuen Uhr. 3, 2, 1 - Go! Plötzlich war das Kind Feuer und Flamme. Nicht nur einmal, sondern jeden Morgen. Es ging nur noch darum, Anzieh-Rekorde zu brechen. Während der Klamotten-Challenge merkten wir aber ziemlich schnell, dass bei Lene die Tagesform entscheidet: Die Zeiten schwankten zwischen 40 Sekunden und 6 Minuten. Interessant.
Auch interessant: Die Sprachnachrichten-Funktion, die offenbar auch ohne SIM-Guthaben funktioniert. Zumindest flogen Lenes Sprachnachrichten bei unserem Papa-Tochter-Ausflug ins benachbarte Bonn zuverlässig in Richtung daheimgebliebener Mutti, obwohl unser Prepaid-Telefon-Guthaben längst aufgebraucht war. Das ist super! Emojis lassen sich übrigens auch kostenlos verschicken.
Extrem praktisch: Die quälende "Sind wir schon da?!!"-Frage bei längeren Autofahrten hat sich mit der Uhr erledigt. Einfach dem Kind erklären, wo die Zeiger der Uhr am Ende der Fahrt stehen müssen und schon herrscht Ruhe (mal abgesehen vom Piepsen durch eingehende Sprachnachrichten und Herzchen-Emojis von Mama).
Und die Standort-Genauigkeit der Kinder-Smartwatch?
Laut Hersteller Xplora verwendet die XGo2 mehrere Dienste, um den Standort der Smartwatch (und damit des Kindes) anzuzeigen. Unter anderem GPS, das als besonders präzise gilt. Bei unserem Langzeit-Test schwankte die Standort-Genauigkeit allerdings ziemlich. An einigen Tagen wurde der Standort bis auf wenige Meter präzise angezeigt - an anderen Tagen gab es Abweichungen von mehreren Kilometern, unter anderem bei unserem Ausflug nach Bonn. Zum Zeitpunkt des Checks standen wir am Bonner Hauptbahnhof, doch laut Smartwatch befand sich Lene am Troisdorfer Storchensee... etwa 17 Kilometer nördlich von Bonn. Wahrscheinlich war das Signal während der Autofahrt von Köln nach Bonn verloren gegangen. Meine Aktualisierungs-Versuche über die Xplora-App blieben erfolglos.
Unser Fazit zur Xplora XGo2
Es handelt sich um eine hochwertige Smartwatch mit kleinen Schwächen. Das Gerät ist vollgestopft mit toller Technik, allerdings benötigt diese offenbar auch Platz. Am Arm eines 6-jährigen Mädchens wirkt die Uhr sehr groß. Beim Tragen scheint das jedoch kein Problem zu sein, denn meine Tochter hat sich nie über das Gewicht oder die Größe der Uhr beschwert. Der Akku hält immerhin anderthalb Tage durch, was stark ist. Auch sonst hat die Xplora XGo 2 uns überzeugt. Mit der Uhr lassen sich Fotos machen und verschicken - das geht mit meiner Apple Watch nicht. Sicherlich sind einige praktische Funktionen, wie Stoppuhr, Uhrzeit oder Schrittzähler, auch mit günstigeren Geräten zu bekommen. Aber in Sachen Datenschutz ist Xplora den meisten Kinder-Smartwatch-Rivalen einen großen Schritt voraus, was sicherlich auch die etwas höheren Preise erklärt. Aus meiner Sicht ist dabei aber zu bedenken: Wer im Zusammenhang mit privaten Nachrichten und Bilder am falschen Ende spart, kann heutzutage böse Überraschungen erleben. Für den sicheren Einstieg in die Welt der smarten Uhren und Handys ist die Xplora XGo2 daher absolut zu empfehlen.
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