Seit über 50 Jahren trainieren Sportler inzwischen mit Fitnessbändern aus Gummi. Elastisches Material mit Muskelkraft dehnen, Kraft aufbauen - dieses simple Prinzip hat sich bewährt. Aber da geht scheinbar noch mehr. Ein deutsches Start-up will das Widerstands-Workout auf ein neues Level heben - mit dem STRAFFR-Band und smarten Sensoren. Ich habe das Trainings-Tool getestet.
Autor: Sebastian Priggemeier
Ein Gummi mit Gespür
1967 war es der Düsseldorfer Erich Deuser, der das Widerstandsband aus Kautschuk auf den Markt brachte, um Menschen fitter zu machen. Inzwischen ist das "Deuserband"* fast ein Synonym für Widerstandsbänder aller Art und immer noch gefragt. Aber es gibt ein Update, das die Leine für Leibesübungen in unsere Zeit holt: Das deutsche Start-up STRAFFR hat Fitnessbänder mit Sensoren ausgestattet und damit eine Art Personal Trainer für den Turnbeutel geschaffen. Oder ein Gummi mit Gespür. Dem Hersteller zufolge misst das STRAFFR-Band während der Übung Bewegungsqualität, Krafteinsatz sowie Wiederholungszahl und es gibt dem Sportler Feedback. Zugegeben, das klingt extrem praktisch, aber funktioniert das auch? Wie sensibel ist das Teil? STRAFFR-Gründer Stefan Weiß hat mir für Testzwecke ein Band zur Verfügung gestellt und im Interview verraten, dass seine Crew noch andere Ideen für intelligente Fitness-Tools hat.
Es gibt zwei Fitnessband-Varianten des Herstellers:
- In meinem Test kam das türkise STRAFFR-Band* zum Einsatz
- Widerstands-Level Medium (5 bis 15 kg), Preis ca. 100 Euro. - Das rote Fitnessband-Modell* ist für rund 120 Euro erhältlich
- Widerstands-Level Strong (15 bis 25 kg).
STRAFFR-Band-Unboxing: Der erste Eindruck
Das Silikon-Band kommt in einer Box, die mit ihrer cleanen Optik an Apple-Produkte erinnert. Hochwertiger Look, schnörkelloses Design. Schick. Beigelegt sind - neben dem Band - ein USB-C-Ladekabel, eine Reisetasche und ein Mini-Guide.
Mit wenigen Handgriffen ist alles ausgepackt. Das Band selbst fühlt sich angenehm weich an, die Farbe ist kräftig. Ungefähr alle 30 Zentimeter ist das STRAFFR-Logo in schwarzen Streifen aufgedruckt. Ein echter Hingucker, der gleichzeitig einen Zweck erfüllt. Die Streifen dienen beim Workout nämlich als Griffmarke.
- Der wichtigste Unterschied zu normalen Widerstandsbändern: Mittig ist eine schwarze Bluetooth-Box angebracht - für die Verbindung zum Smartphone. Außerdem steckt ein Sensor im Band. Der ist aber unsichtbar und nicht zu spüren.
- Wer beim Training die smarten Funktionen und Workouts nutzen möchte, muss sich die zugehörige Smartphone-App für iOS oder Android herunterladen. Nach der Registrierung kann es losgehen.
>> Ich hätte für den Test übrigens gerne das rote Band mit stärkerem Widerstand gehabt, weil ich mich selbst als trainierten Sportler einschätze, aber das rote Band war zu diesem Zeitpunkt nicht verfügbar. Offenbar sind die Teile begehrt.
STRAFFR-Band-Erfahrungen: So trainiert es sich mit dem Tool
App-Download und Registrierung sind schnell erledigt. Theoretisch lässt sich mit dem Fitnessband auch ohne Technik-Schnickschnack trainieren - schließlich handelt es sich um ein normales Fitnessband. Für die volle Funktionalität muss das Band allerdings per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden werden.
Und da kommt mein erster Kritikpunkt:
Zur Aktivierung muss das STRAFFR-Logo auf der Bluetooth-Box gedrückt werden. Es handelt sich jedoch nicht um einen normalen Knopf, sondern nur um eine Vertiefung im Hartplastik der Box. Wer mit
dem Finger auf das Logo drückt, bekommt kein Feedback - es bewegt sich nichts, es piepst nichts und es leuchtet auch nichts. Man starrt als User also aufs Handy und hofft, dass eine
Bluetooth-Verbindung zustande kommt. Manchmal kann das durchaus etwas dauern, zumindest war es bei meinem Testgerät so. In der Zwischenzeit ist unklar, wo das Problem liegt: Batterie leer? Knopf
nicht fest genug gedrückt? Naja, weiter versuchen, bis die Verbindung auf dem Smartphone bestätigt wird. Und dann: Go!
Das Training macht Spaß, denn alles Weitere funktioniert fast intuitiv. Einfach über die App ein fertiges Workout auswählen oder aus 42 Einzelübungen selbst eine Trainingseinheit zusammenstellen, ready.
- Sehr cool ist die Option Push-up-Challenge - eine Art Liegestütz-Wettbewerb gegen den inneren Schweinehund.
- Mein Lieblings-Workout ist "Start Moving", das hauptsächlich aus Rumpf-Übungen besteht und nur 20 Minuten dauert. Ideal für die aktive Mittagspause im Homeoffice.
- Audio-Feedback und Farbsignale auf dem Smartphone-Display zeigen, ob die Bewegungsqualität passt.
Pro und Contra STRAFFR-Band
VORTEILE
Für das STRAFFR-Band spricht ganz klar der sportwissenschaftliche Ansatz. Während man mit einem traditionellen Fitnessband quasi auf sich allein gestellt ist und nach Gefühl trainiert, gibt das Sensor-Band Orientierung. Im Mittelpunkt steht die Bewegungsqualität - das ist vorbildlich und fast ein Alleinstellungsmerkmal unter den Fitness-Tools auf dem Markt.
Das STRAFFR-Band checkt pausenlos, ob die ideale "Range of Motion" eingehalten wird - also die optimale Bewegungsamplitude für jede Übung. Fitness-Anfänger trainieren oft ineffektiv, weil sie viele Übungen nicht komplett durchziehen - sie brechen die Bewegungen zu früh ab. Das STRAFFR-Band soll genau das verhindern, indem es anzeigt, wann der Bewegungsablauf komplett ist. Ständiges Feedback schult das Gefühl für die korrekte Bewegung, gerade bei Menschen mit wenig Trainingserfahrung.
Weitere Vorteile:
- gelenkschonendes Workout durch moderaten Widerstand
- hohe "Time under Tension" (beständige Muskelspannung) für effektives Training
- große Auswahl an Übungen und Workouts in der App.
NACHTEILE
Optisch erinnert das STRAFFR-Band an Apple - preislich auch. Natürlich ist das Fitness-Tool innovativ, aber es ist 5 bis 10 Mal teurer als normale Widerstandsbänder, die es bei Amazon & Co. ab 10 Euro* gibt (zum Teil auch mit Trainings-App, beispielsweise das Fitnessbänder-Set von FitBeast*). Immerhin gibt es im STRAFFR-Shop ein Kombi-Angebot mit beiden Bändern für knapp 190 statt 220 Euro.
Wie gesagt, der Sensor ist innovativ und macht das Tool fast intelligent. Das Feedback ist wertvoll, zwischendurch gibt es Korrekturen wie von einem Coach ("Achte auf die Bewegungsqualität"). Allerdings ist der Coach blind. Soll heißen: Wer mogeln will, hat es leicht. Theoretisch kann man sich aufs Sofa setzen, eine Netflix-Serie schauen, in stabiler Seitenlage etwas am Band herumziehen - und das Workout geht als Erfolg in die App-Statistik ein (selbst ausprobiert).
Das Problem: Der Sensor misst zwar die Bewegungsamplitude, aber nicht die Bewegungsausführung, die für die Effektivität der Übung mindestens genauso wichtig ist.
>> Wie die Übung korrekt ausgeführt wird, zeigen die professionellen Übungsvideos, die beim Workout in der App angezeigt werden. Und klar, wer mogeln will, betrügt damit in erster Linie sich selbst.
Fazit: Für wen eignet sich das STRAFFR-Band?
... für Fitness-Einsteiger,
... für Menschen in der Reha, die nach Verletzungen wieder in Form kommen möchten,
... für Leute, die viel unterwegs sind und im Hotel trainieren wollen,
... für Urlauber, die trotz Erholung nichts an Muskelmasse einbüßen möchten,
... für ältere Sportler ab 50, die sich auf sanfte Art und Weise fit halten,
... für Rückenschmerz-Geplagte, die ihr Kreuz stärken wollen (vorher mit dem Arzt sprechen),
... für Frauen, die nach der Schwangerschaft zuhause an ihrem After-Baby-Body arbeiten,
... für alle, die keine Lust aufs volle Fitnessstudio haben und lieber im Homegym trainieren.
Es gibt also eine ganze Menge Menschen, die vom Training mit dem STRAFFR-Band profitieren. Auch mir hat das Workout mit dem smarten Band Spaß gemacht. Der Name ist Programm: Das Band ist straff (überraschenderweise auch in der Medium-Variante) und es macht straff - wenn man sich wirklich an die Übungsanleitungen hält. Letztendlich ist das Tool eben nur so intelligent wie der Benutzer.
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