Tschüss, Dad Bod!
Die Idee ist uralt und irgendwie genial. Ob Felix Schulz auch an Milon von Kroton gedacht hat, als er sein 'PapaFit'-Konzept entwickelte? Vor knapp 2.500 Jahren soll es in Griechenland einen Jungen gegeben haben, der etwas schwächlich war: Milon. Der wurde ständig von den Nachbarskindern verhauen und dachte sich deshalb eine Methode aus, um kräftiger zu werden. Er schnappte sich ein neu geborenes Kalb und trug es jeden Tag eine Runde um den Hof der Eltern. Die Zeit verging, Milon schleppte fleißig weiter und eines Tages war er angeblich so stark, dass er ein ausgewachsenes Rind stemmen konnte. Wahnsinn! Kraftprotz Milon mischte später als Ringer Olympia auf. Bei 'PapaFit' tragen die Athleten keine Kühe, sondern Kinder. Aber das ist auch nicht unbedingt leichter, wie ich im Selbstversuch festgestellt habe.
Wohnzimmer-Workout mal anders
Gut, ich bin nicht mit einem frisch geborenen Kalb ins Training eingestiegen und auch nicht mit einem Baby, sondern mit meiner Tochter Lene - fast drei Jahre alt, Kampfgewicht 14 Kilogramm. Das sollte für mein Wohnzimmer-Workout-Experiment aber kein Problem sein, denn: "Für und mit Kiddis bis drei Jahre", heißt es auf dem Titel des 'PapaFit'-Buches (21,99 Euro, Labamba-Books). Also, ran an den Papa-Speck! Vorher am besten noch kurz das Kind fragen, ob es auch Lust hat mitzumachen? Sicher ist sicher, denn die Kleine hat ihren eigenen Kopf. Für Sport mit Papa ist sie aber eigentlich immer zu haben - auch dieses Mal muss ich sie nicht lange überreden. Klar, wenn es so ein tolles Bilderbuch dazu gibt.
Auf den ersten Blick wirkt 'PapaFit' nämlich tatsächlich so - wie ein Bilderbuch. Es hat das Format eines großen Kinderbuches, fühlt sich durch das dicke Hardcover genauso an und die vielen Übungsbilder sind schön bunt (illustriert von Design-Profi Van Data). Echt ansehnlich und eben auch kindgerecht!
Zufall ist das wohl nicht, denn der Hamburger Felix Schulz (selbst noch kein Vater, Stand 10/2017) hat das Buch nicht alleine geschrieben, sondern sich ein kleines Experten-Team aufgebaut: Fitness-Coach Christian Rosenbrock, die Hebamme Lisa Brockmann plus Kinder- und Jugend-Psychotherapeutin Clara Rödig. Das 'PapaFit'-Workout soll nicht nur den Fettzellen am Dadbod Dampf machen, sondern auch die Vater-Kind-Bindung stärken.
Und das funktioniert! Kinderaugen leuchten, Papa glänzt vor Schweiß - nach sechs der 12 vorgeschlagenen Übungen legen wir eine längere Pause ein. Durchatmen. Mir ist warm. Nicht nur Workout-warm, nein - mit ist auch irgendwie echt warm ums Herz, weil ich durch die Übungen mit meiner Tochter in Kontakt gekommen bin. Wir haben gelacht, uns gekringelt vor Spaß und geschwitzt.
Klar, für manche Übungen ist die Kleine mit ihren 14 Kilogramm einfach zu schwer, also musste ich sie leicht abwandeln (zum Beispiel beim Papa-Squat mit Vorhalte). Und manche Übungen erfordern vom Kind eine Körperspannung, die es einfach noch nicht hat oder aufbringen kann, auch weil es nicht versteht, dass für eine Übung eine bestimmte Körperhaltung notwendig ist. Ein Kind ist eben doch kein "Trainingsgerät, das mitwächst", wie Felix Schulz an einer Stelle schreibt. Aber er schreibt es mit einem Augenzwinkern. Und so ist das Buch auch zu lesen: mit einem Augenzwinkern. Papas, bewegt euch, tut euch und euren Körpern etwas Gutes - am besten zusammen mit euren Kindern. Das ist die Botschaft, die ankommt.
Mein Fazit: Tolles Papa-Projekt, toll umgesetzt. Hut ab, Felix Schulz!