Seine erste Erfahrung mit Yoga fühlte sich an wie ein Tiefschlag: "Die Lehrerin gab mir klipp und klar zu verstehen, dass ich nicht ihr Klientel bin", sagt Stefan Siepmann. 2004 war das. Seitdem hat sich einiges geändert. Der Düsseldorfer ist heute selbst Yoga-Lehrer, und Männer erobern langsam aber sicher die Yoga-Studios der Republik. Alles nur ein Trend? Ich habe mit Männer-Yoga-Coach Stefan Siepmann über die Entwicklung gesprochen.
Autor: Sebastian Priggemeier
Früher hat Stefan im Fitnessstudio Eisen gebogen und Muskeln aufgebaut, jetzt verbiegt er Männer in seinen Yoga-Workouts. Oft sind sie ein bisschen eingerostet. Sie kommen, um ihre Rückenschmerzen und den Stress abzuschütteln. Stefan unterstützt sie dabei. Man könnte sagen, er ist eine Art Yoga-Bodybuilder. Denn er arbeitet mit verhärteten Körpern und macht sie wieder geschmeidig – mit Hilfe uralter Bewegungsformen aus Indien. Yoga schien lange von Frauen gepachtet zu sein, inzwischen entdecken aber auch Männer die Vorteile der Asanas (so heißen die Yoga-Haltungen).
Gut für Stefan Siepmann, der sich schon früh auf Yoga für Männer spezialisiert hat. Er bietet in Düsseldorf Kurse an, in denen Kerle unter sich sind. Das kommt gut an. Warum? "Männer haben ein großes Ego. Sie wollen Frauen nicht zeigen, dass sie etwas nicht können“, sagt der Coach, der ab und zu bewusst mit den Regeln des traditionellen Yoga bricht. Normalerweise gibt es beim Yoga zum Beispiel keine Trinkpausen, bei Stefan Siepmann wohl. Im Interview erklärt er, was er noch anders macht und warum Männer Yoga ausprobieren sollten – vor allem die ganz harten Kerle.
"Das ursprüngliche Yoga war Männer-Yoga"
Warum haben wir Männer so lange gebraucht, um Yoga für uns zu entdecken?
"Ich denke, das Problem ist das Image, das Yoga einfach hat. Es gilt als Frauen-Gymnastik und hat einen esoterischen Touch. Männer möchten aber keine Räucherstäbchen oder beim Yoga singen, sie wollen sich bewegen und schwitzen - danach fühlen sie sich besser. Das Spirituelle lasse ich in meinen Kursen deshalb weg. Ich möchte meine Männer immer an einen Punkt bringen, an dem sie ächzen und keuchen. Interessanterweise war Yoga in seinem Ursprung in Indien eine Männerdomäne. Frauen wurde es erst viel später zugänglich gemacht."
Gibt es einen bestimmten Typ Mann, der deine Yoga-Kurse besucht?
"Meine Teilnehmer sind durchschnittlich im Alter zwischen 45 und 55 Jahren, viele haben Rückenschmerzen, waren oder sind in physiotherapeutischer Behandlung und möchten etwas dagegen tun. Das ist leider auch typisch – im wahrsten Sinne des Wortes: Männer müssen den Karren erst vor die Wand fahren, ehe sie aktiv werden. Wenn der Rücken schon kaputt ist oder der Burnout akut, kommen sie auf die Idee: ‚Hm, langsam sollte ich mal etwas für mich tun...’ Zuerst rufen mich aber oft die Ehefrauen an – für ihren Mann. Besonders bei Männern ab 50 ist das so. Der Mann unter 50 meldet sich selbst. Inzwischen kommen spürbar mehr Jüngere. Die junge Generation ist interessant, die will sich gar nicht erst kaputtmachen lassen."
Was bringt Yoga für Männer?
"Yoga ist einfach die optimale Möglichkeit, für die körperliche Rente vorzusorgen. Es schafft Länge, Beweglichkeit und Flexibilität. Ich sehe immer diese erstaunten Gesichtsausdrücke, wenn manche Kursteilnehmer merken, dass sie bestimmte Bewegungen schon nicht mehr schaffen – mit Anfang 40! Yoga ist aber auch eine Chance, mal runterzufahren, den Akku aufzuladen. Und wenn es nur einmal pro Woche ist, das sollte sich jeder gönnen. An den Bewegungen meiner Kunden erkenne ich oft schon ihr unheimliches Stress-Level. Zackig, hastig, abgehackt. Manchmal haben sie sogar vibrierende Hände oder Füße, obwohl sie in dem Moment nur liegen. Ich denke dann immer: ‚Leute, was habt ihr bloß für Jobs?’ Yoga hilft beim Runterkommen. Und man lernt, seine Grenzen zu fühlen."
Welche Yoga-Form ist aus deiner Sicht die richtige für Kerle und warum?
"Männer wollen etwas für ihr Geld bekommen, sie wollen schwitzen. Ich praktiziere Jivamukti-Yoga, damit klappt das sehr gut. Intensiv ist auch Ashtanga-Yoga. In meinen Kursen unterrichte ich abgewandelte Formen davon und lasse Mobilitätsübungen einfließen. Wichtig ist einfach, dass wir in Bewegung kommen. Deshalb nenne ich meine Yoga-Form auch Yoga-Workout und nicht Yoga-Auszeit. Ich will einen Ausgleich zum vielen Sitzen schaffen. Ja, Stühle sind total bequem, aber auf Dauer sind sie der Tod für unseren Rücken. Mein Rat: Setzt euch zu Hause immer mal wieder im Schneidersitz aufs Sofa oder auf den Boden, um so die Hüften zu öffnen. Auch die tiefe Hocke ist eine schöne Übung, die man immer wieder mal praktizieren sollte. Das ist gut für den Rücken, selbst wenn die Positionen anfangs nur für wenige Minuten gehalten werden."
Bist du komplett weg vom Krafttraining oder zieht es dich manchmal noch ins Fitnessstudio?
"Lange Zeit habe ich gar kein Krafttraining mehr gemacht, jetzt besuche ich ab und zu eine Crossfit-Box in der Nähe. Da mache ich Calisthenics, also Training mit dem eigenen Körpergewicht. Vor kurzem habe ich aus Neugierde auch mal Thaiboxen ausprobiert und ich muss sagen: Selbst da war ich der Beweglichste, unter diesen ganzen Kampfsportlern. Yoga hat also auch Effekte auf andere Sportarten."
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Yoga-Ausrüstung für Männer
Eigentlich braucht man(n) für Yoga nicht viel Ausrüstung, es gibt aber Dinge, die den Start erleichtern. Viele Männer haben beispielsweise keine Lust, Yoga barfuß zu betreiben. Oder sie schwitzen so stark, dass sie bei den Asanas wegrutschen. Für beides gibt es Lösungen, die ich hier vorstelle.
Yoga-Socken: rutschfest und praktisch
Frauen lieben es, barfuß zu sein - Männer eher nicht. Wir tragen gerne schicke Hightech-Sportschuhe. Die sind beim Yoga aber nicht angesagt. Eine gute Alternative für Fuß-Phobiker sind Yoga-Socken (ab 11 Euro)*. Es handelt sich dabei um spezielle Sport-Strümpfe mit Silikon-Aufsätzen an der Sohle, die auch als Anti-Rutsch-System bezeichnet werden (das gibt Standfestigkeit). Weitere Vorteile:
- Atmungsaktiv durch den Material-Mix aus Baumwolle, Polyamid und Elasthan
- Produziert in Italien
- In verschiedenen Farben erhältlich
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Gegen Schwitze-Hände: Flüssige Kreide
So eine Yogamatte kann ganz schön rutschig werden, wenn erstmal der Schweiß fließt. Wer seine Hände vor dem Workout mit flüssiger Kreide (Magnesium) einreibt, hat während der Yoga-Stunde maximalen Grip. Dadurch fallen bestimmte Übungen natürlich leichter.
- Trocknet schnell und lässt sich auch bei Sportarten wie Calisthenics oder Crossfit nutzen
- Anti-Schweiß-Formel verhindert Abrutschen
- Nahezu staubfrei
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Eine gute Yogamatte: Die Basis
Ohne Matte wird es hart - im wahrsten Sinne des Wortes. Gut, dass es diverse Modelle in den unterschiedlichsten Preisklassen und Materialien gibt. Beliebt sind zum Beispiel Yogamatten aus Kork und Naturkautschuk (Preis: ca. 50 Euro). Die haben nämlich bestimmte Eigenschaften:
- Warme, weiche und recycelbare Korkoberfläche
- Hypoallergen, nachhaltig, frei von Schadstoffen
- Rutschfest und leicht zu reinigen
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