Seit ich eine Apple Watch habe, möchte meine Tochter auch eine Smartwatch. Und zwar unbedingt. "Papa, bitte, bekomme ich eine Walkie-Talkie-Uhr?" Das Problem: Sie ist gerade erst sechs geworden - und damit noch sehr jung. Kann ein Kind in diesem Alter überhaupt schon etwas mit einer blinkenden GPS-Uhr anfangen oder ist das Teil einfach ein weiteres technisches Gerät, das eigentlich niemand braucht? Was sagen Erziehungsexperten dazu? Und welche Smartwatch-Modelle für Kinder gibt es? Ich habe mir einen Überblick verschafft.
Autor: Sebastian Priggemeier
Smartwatch für Kinder sinnvoll? Vorteile und Nachteile im Überblick
Klar, die Frage ist absolut berechtigt: Ist es ok, meinem Kind eine Smartwatch zu schenken? Einerseits sehen die bunten Uhren aus wie Spielzeuge - auf dem Display leuchten bunte Zahlen, sie piepsen und blinken. Für Kinder muss das toll sein und unheimlich spannend. Andererseits stecken manche Smartwatches voller Überwachungstechnik: Mit GPS lässt sich nachvollziehen, wo sich die Kleine gerade aufhält, abends kann ich ablesen, wie viele Schritte meine Tochter tagsüber gemacht hat und wenn ich sie mal nicht finde, habe ich die Möglichkeit, sie einfach über die Uhr anzurufen. Big Papa is watching you. Das perfekte Tool für besorgte Helikopter-Eltern. Umgekehrt können die Kinder über die Uhr auch ihre Eltern anrufen, falls sie aus irgendeinem Grund Angst haben.
Was kostet eine Smartwatch für Kinder?
Im Internet gibt es Kinder-Smartwatches ab 30 Euro*, manche Uhren kosten aber auch bis zu 170 Euro, wie die Xplora X5 Play mit eSIM von der Telekom* (oben im Bild).
Ab welchem Alter ist eine Kinderuhr sinnvoll?
Die Hersteller selbst empfehlen ein Alter zwischen 5 und 12 Jahren. Aus meiner Sicht passt diese Empfehlung gut, weil Kinder erst ab 5 ein Verständnis für die Zeit entwickeln. In der Vorschule lernen sie dann die verschiedenen Zeitformen und den Sinn der Uhr kennen.
Welche SIM-Karte brauche ich für die Kinder-Smartwatch?
Wenn das Kind über die Uhr telefonisch erreichbar soll, muss eine Nano- oder Mikro-SIM-Karte in das Gerät eingesetzt werden (je nach Anbieter unterschiedlich). Damit wird die Smartwatch quasi zum Mini-Handy am Handgelenk.
Wie funktioniert das Telefonieren über die Kinder-Smartwatch?
Anrufe werden durch einen Lautsprecher in der Uhr übertragen. Praktisch ist diese Funktion für Eltern, die nicht möchten, dass ihr Kind schon ein eigenes Smartphone hat. Eine Smartwatch bietet mehr Kontrolle beziehungsweise Sicherheit, weil sich bestimmte Funktionen, wie der freie Zugang zum Internet, sperren lassen.
Wie stehen Medienpädagogen zur Smartwatch für Kinder?
Interessanterweise sehen Experten Smartwatches für Kinder relativ entspannt. Zumindest die, von denen ich bei meiner Recherche gelesen habe. Medienpädagogin Kristin Narr konnte im RTL-Check beispielsweise nichts Schlechtes an einer Telefonuhr für Kinder finden. Von Vorteil ist demnach, wenn Zeiger auf dem Ziffernblatt zu sehen sind, dann können Kinder direkt lernen, wie eine Uhr zu lesen ist.
Experten der Initiative "Schau hin!", die Familien hinsichtlich der Mediennutzung beraten, sehen zwei Funktionen kritisch:
- Die GPS-Standortbestimmung
- und das sogenannte "Voice-Monitoring".
Zur Erklärung: Durch die Voice-Monitoring-Funktion können Eltern auf Knopfdruck die Umgebungsgeräusche der Kinder hören. Voice-Monitoring und GPS-Standortbestimmung sollten aber nur im Notfall genutzt werden, nicht zur ständigen Kontrolle der Kids. Mehr "Schau hin!"-Tipps zur Smartwatch-Nutzung im Alltag gibt es weiter unten.
Kinder-Smartwatch kaufen: Was spricht dagegen, was dafür?
Die wichtigsten Argumente im Überblick.
PRO
- Das Kind beschäftigt sich mit dem Thema Uhr und Uhrzeit
- Wichtige Kontaktpersonen lassen sich im Notfall via Telefon- oder Walkie-Talkie-Funktion anrufen (vorher müssen die Telefonnummern gespeichert werden)
- Das Kind selbst ist auch immer erreichbar, wenn es mal alleine draußen ist, etwa auf dem Schulweg
- SOS-Button zur Benachrichtigung der Eltern integriert
- Sprachnachrichten oder SMS sind möglich
- Über GPS ist jederzeit der Standort des Kindes sichtbar
- Viele Kinder-Smartwatches haben auch eine Kamera - der Nachwuchs kann also Fotos oder Videos damit machen
- Eine Timer-Funktion und der Wecker helfen dem Kind im Alltag dabei, bestimmte Aufgaben innerhalb eines gesetzten Zeitraums zu erledigen
- Manche Smartwatches können Musik und Games abspielen oder als Taschenlampe benutzt werden
- Internetzugang über die Uhr ist für das Kind meistens gesperrt.
CONTRA
- Überwachungstechnik im Gerät triggert Helikopter-Eltern (vor allem die Möglichkeit zu Voice-Monitoring und GPS)
- Kind soll eigentlich zur Selbständigkeit erzogen werden und nicht dauernd Mama oder Papa um Hilfe bitten
- Zusätzliche Kosten für Eltern durch die Telefon-Funktion, für die in der Regel ein Mobilfunkvertrag abgeschlossen werden muss
- Die vermeintliche Sicherheit durch die ständige Erreichbarkeit über die Uhr ist ein Stück weit trügerisch, weil Kidnapper die Uhr natürlich einfach abnehmen und wegwerfen können.
Gute Smartwatch-Modelle für Kinder
Mir als Papa ist wichtig, dass die Kinder-Smartwatch gewisse Funktionen hat, durch die ich im Notfall sehe, wo das Kind ist und Kontakt aufnehmen kann. Die Voice-Monitoring-Funktion zum Abhören der Umgebungsgeräusche sehe ich persönlich kritisch - darauf kann ich verzichten. Aus diesem Grund habe ich Modelle herausgesucht, die folgende Kriterien erfüllen:
- Eingebautes LBS oder GPS zur Standortbestimmung
- Telefon-Funktion mit SIM-Karte und Notruf-Button
- Uhr mit Ziffernblatt-Option im Display, damit das Kind die Uhr lernt
- Kamera für Fotos und Videos sollte vorhanden sein
Preis-Leistungs-Tipp: Die Kinder-Smartwatch von Smooce
Wer nicht zu viel Geld für eine Kinder-Smartwatch ausgeben möchte, ist mit diesem Modell von Smooce* gut bedient. Es bietet alle Vorteile einer Telefonuhr plus LBS-Positionsbestimmung zum kleinen Preis - unter 40 Euro sind für die Uhr fällig. User-Rezensionen zufolge hält der Akku drei Tage und länger.
- Wasserdichte Uhr mit robustem Gehäuse
- In blau und rosa erhältlich
- 3 SOS-Notrufnummern einstellbar
- Preis: 36,99 Euro
Hier geht's zum Smooce-Angebot bei Amazon*
>> Überblick: Das sind die beliebtesten Kinder-Smartwatches*
Die Edel-Smartwatch für Kids: Xplora X5 Play
Knapp 170 Euro kostet diese Smartwatch aus dem Hause Xplora aktuell. Das ist nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber dafür bietet das Gerät solide Technik und die eSIM der Deutschen Telekom ist bereits inklusive. Telefonieren, Sprachnachrichten und Textnachrichten sind möglich, über die Xplora-App können Eltern jederzeit den Live-Standort ihres Kindes sehen.
- Kinderuhr mit GPS und 4G
- Wasserdicht
- Erhältlich in grau und pink
- Preis: 169,95 Euro (inkl. 30-Euro-Amazon-Gutschein)
Auch Xplora, aber günstiger
Aus meiner Sicht muss es nicht immer das brandneue und damit oft teuerste Modell sein - gerade wenn das Kind recht sprunghaft ist und schnell mal das Interesse an einem "Spielzeug" verliert. Trotzdem ist mir eine gewisse Qualität wichtig. Die Xplora-Go-Smartwatch* für Kids kostet knapp unter 100 Euro und ist damit ein guter Kompromiss zwischen ganz teuer und ganz billig. Anrufe sowie Text- und Sprachnachrichten an gespeicherte Kontakte sind möglich, eine SIM ist nicht inklusive. Die Fakten im Überblick:
- Mit GPS-Standortbestimmung und SOS-Taste
- Mit Kamera für Fotos (lassen sich auch verschicken) und Schrittzähler
- Akku hält zwei bis drei Tage
- Wifi-kompatibel
- DSGVO-konforme Datenübermittlung
- Preis: 99,99 Euro
Kinder-Smartwatch: Experten-Tipps für die Nutzung im Alltag
Das Bundesministerium für Familie betreibt gemeinsam mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF die Initiative "Schau hin!", die Eltern Tipps für den alltäglichen Umgang mit Medien gibt - unter anderem auch für die Nutzung von Smartwatches. Die wichtigsten Hinweise der Initiative habe ich hier zusammengefasst.
- Eltern sollten das Gerät gemeinsam mit dem Kind einrichten, dabei die Funktionen erklären und klar festlegen, welche genutzt werden - und welche nicht
- Auch klare Regeln für die Telefon- oder "Voice-Monitoring"-Funktion und die GPS-Standortbestimmung setzen. Diese sind für Notfälle gedacht und nicht als Überwachungs-Tool für Eltern.
- Experten warnen: Wer ständig von seinen Kindern verlangt, dass sie sich über die Uhr melden, bremst die Entwicklung des Kindes zur Selbständigkeit. Kinder brauchen Freiräume und das Vertrauen der Eltern, um Selbstvertrauen aufzubauen.
- Eltern sollten die AGBs und Datenschutz-Erklärungen der Uhrenanbieter checken, um Kostenfallen oder Geschäftemacherei mit persönlichen Daten zu vermeiden.
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