Meine Apherese-Erfahrung: Blut, Schweiß und Gähnen

Apherese für die DKMS am Cellex in Köln
So bitte liegenbleiben: Bei der Apherese werden Stammzellen aus dem Blut "gewaschen".

DKMS-Stammzellspende? Check!

Das stand schon sehr lange auf meiner persönlichen Wunschliste: Stammzellen spenden, um einem schwerkranken Menschen zu helfen - vielleicht sogar das Leben zu retten. Ende Mai habe ich wirklich die Möglichkeit dazu bekommen. Die DKMS hat mich nach einem längeren Verfahren als Spender ausgewählt, und es war eine beeindruckende Erfahrung. Leider nicht unbedingt nur positiv, denn nach der Entnahme - der sogenannten Apherese - gab es Komplikationen. Warum ich es trotzdem immer wieder machen würde.

Autor: Sebastian Priggemeier

So funktioniert die periphere Methode

Alle 15 Minuten bekommt ein Mensch in Deutschland die Diagnose Blutkrebs. Was für eine schreckliche Zahl, oder? Und laut DKMS sucht jeder zehnte Blutkrebspatient vergeblich nach einem Stammzellspender, der sein Leben retten könnte. Auch weil noch zu wenige Menschen dazu bereit sind, zu spenden. Aus Angst? Wegen dieser sonderbaren Geschichte, dass dem Spender mit einer langen Nadel Knochenmark aus der Wirbelsäule entnommen wird? Diese Sorge möchte ich euch mit meinem Erfahrungsbericht nehmen. Auch wenn ich selbst durch meine Spende teilweise in beängstigende Situationen geraten bin. Aber dazu später mehr.

 

Klar, das ist eine fiese Vorstellung: Eine Operation am Rücken, bei der Knochenmark abgesaugt wird (am Becken übrigens, nicht an der Wirbelsäule). Aber offenbar ist diese Form der Stammzellenspende nicht die Regel, sondern die Ausnahme. 80 Prozent der Spenden werden durch eine Apherese abgewickelt - als periphere Stammzellenspende. Dabei werden die Stammzellen durch ein spezielles Verfahren aus dem Blut gewonnen, ohne OP. So war es auch bei mir. Kurz und (fast) schmerzlos. Mehrere Stunden Blutwäsche im Liegen. Das Blut fließt über einen Schlauch aus einem Arm in die Maschine, wo die Stammzellen herausgefiltert werden, und über einen weiteren Schlauch in den anderen Arm zurück in den Körper (das Foto oben zeigt den Aufbau ganz gut - und den Beutel, in dem die gewonnenen Stammzellen landen). Lesen ist während der Apherese nicht möglich, weil ein Arm in einer festen Position gehalten werden sollte. Aber Seriengucken war kein Problem. Nach knapp drei Stunden konnte ich das Cellex-Entnahmezentrum in der Mediapark-Klinik Köln wieder verlassen und nach Hause gehen. Probleme gab es erst danach.

Ich bekam hohes Fieber (über 39 Grad), das zwei Tage lang anhielt. Damit hatte offenbar niemand gerechnet, denn nach meiner Rückmeldung im Cellex-Zentrum begann eine intensive Suche nach der Ursache. Solche grippeähnlichen Symptome waren eigentlich vor der Apherese zu erwarten - und zwar innerhalb von vier Tagen vor der Stammzellenentnahme. Denn während dieser Zeit muss sich der Spender einen Wirkstoff namens G-CSF spritzen, der dafür sorgt, dass verstärkt Stammzellen in das Blut übergehen, die später bei der Apherese ausgewaschen werden. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopf- und Gliederschmerzen, auch Fieber oder Rückenschmerzen. In meinem Fall waren täglich zwei G-CSF-Spritzen fällig, eine morgens und eine abends. Während dieser Phase tat mein unterer Rücken etwas weh, mehr Probleme hatte ich in der Vorbereitung der Apherese nicht.

 

Tut das Spritzen weh? Nein, wirklich nicht. Die Kanülen sind sehr klein, ähnlich wie Anti-Thrombose-Spritzen. Ich war selbst überrascht, wie gut ich es hinbekomme, mir eine Spritze zu setzen. Denn ich bin der größte Schisser auf Erden - ich habe normalerweise sogar Probleme damit, mir selbst Augentropfen zu verpassen. Hier ist ein Link zur Cellex-Spritzanleitung.

 

Woher kam denn nun das Fieber? Letztendlich gab es keine eindeutige Erklärung. Vor der Stammzellenspende wurde ich mehrmals intensiv körperlich durchgecheckt (das ist Standard, damit der Empfänger durch die Spende nicht geschädigt wird). Ich weiß gar nicht mehr, wie oft mein Blut nach der Spende untersucht wurde - vom Cellex-Arzt, vom Hausarzt und schließlich sogar von Ärzten der Uniklinik Köln... Eine mögliche Erklärung der Mediziner: Eventuell hatte ich am Tag der Spende einen Infekt und durch die Apherese wurde mein Körper zusätzlich geschwächt. Oder es handelte sich einfach um eine verspätete Reaktion auf das G-CSF, wie die Experten der Uniklinik vermuteten. Inzwischen geht es mir wieder gut. Ich hoffe natürlich, dass es so bleibt.

 

Aber ganz ehrlich: Was ist mein Kurzzeit-Fieber gegen das Leid eines Menschen, der Blutkrebs hat? Dessen komplette Familie Todesangst aushalten muss? Hoffentlich konnte ich helfen. Ich würde immer wieder Stammzellen spenden. In Gedanken bin ich oft bei der Empfängerin - einer jungen Erwachsenen aus Australien! Mehr Informationen habe ich noch nicht bekommen. In drei bis vier Monaten wird es hier ein Update geben. Dann wird die DKMS mir mitgeteilt haben, wie sich der Gesundheitszustand der Empfängerin entwickelt hat.